3. Grundlagen der Anatomie
Ohne Grundlagenstudium wird das Verständnis für die Baunscheidtmethode nur spärlich wachsen können. Beginnen wir deshalb mit einem Kurzrepetitorium der Anatomie:
Unsere Haut — Cutis oder Integumentum — weist einen Schichtaufbau auf.
Wir unterscheiden die Epidermis (Oberhaut) von dem Corium (Lederhaut). Die Subcutis (Unterhaut) zählt nicht mehr zur Schichtengliederung der Haut, obwohl sie mit ihr verzahnt ist und als Verbindungsglied zwischen der Haut und den tiefergelegenen Gewebeschichten dient.
Aufbau der Haut — im Schema
Makroskopisch unterscheiden wir im Bereich der Hautoberfläche zwei Hauttypen: Ein Hautanteil weist eine rhomboide Felderung auf. Diese rhombischen Felder werden als Areae cutaneae bezeichnet. Die so strukturierte Haut wird Felderhaut genannt. Innerhalb der Furchung befinden sich die Haare. Schweiß- und Duftdrüsen münden auf den Areae cutaneae. Der zweite Hauttypus, die Leistenhaut, weist keine rhomboide Felderung auf, sondern besitzt eine Leistenstruktur. Schweißdrüsen münden auf den Leisten. Weitere Drüsen und Haare fehlen. Die Hautleisten sind genetisch festgelegt, und somit ist der Verlauf individuell verschieden. Hervorgerufen werden Hautleisten durch das Stratum papilläre (Papillarkörper der Lederhaut — Coriuni —), das in die Epidermis zapfenartig einwächst.
Epidermis (Oberhaut)
Innerhalb der Oberhaut werden die basal entstehenden Zellen schrittweise umgewandelt: Es entstehen eine Verhornung, eine gegliederte Schichtenbildung und schließlich die Oberflächenabstoßung. Die Zeitdauer dieser Zellwanderung beträgt etwa 30 Tage.
Von innen nach außen gemäß der Zellwanderung unterscheiden wir:
Stratum germinativum (Regenerationsschicht). Hier erfolgt die Zellerneuerung.
In der weiteren Analyse findet sich ein Stratum basale, das den Nährstoffausgleich — zum Corium zugewandt — verbessert.
Zur Oberfläche hin folgt das Stratum spinosum (Stachelzellen), das durch ausgebildete Interzellularbrücken ein stacheliges Aussehen erhält. Durch Tonofibrillen wird der Zusammenhalt der Zellen erhöht (Desmosomenverankerung).
Das Stratum granulosum ist die folgende Zellschicht, die durch querliegende Zellkerne und Kerato-Hyalin-Körner die Vorstufen einer Verhornung andeutet.
Das Stratum lucidum stellt den Übergang zur Hornhautschicht dar. In der Struktur zeigen sich sehr platte Zellen.
Das Stratum corneum, Hornschicht, die oberste Schicht, richtet sich nach der mechanischen Beanspruchung. Kerne werden nicht mehr nachgewiesen. Die Zellen verschmelzen zu Hornschuppen. Die tägliche Abschilferung kann je nach mechanischer Belastung bis zu 10 g/24 h betragen.
Das Corium (Lederhaut) läßt sich in ein Stratum papilläre und ein Stratum reticulare einteilen. Für die Zwecke von Baunscheidt ist es interessant, daß das blutgefäßreiche Stratum papilläre der Versorgung der gefäßlosen Epidermis dient. Hier sind die Blutungsquellen zu suchen, die beim Baunscheidtieren vorkommen.
Das Stratum reticulare ist das elastische Rückstellsystem der Haut, das aus Kollagenfaserbündeln besteht, die funktionell geordnet sind.
Unmittelbar an das Stratum reticulare schließt sich die Subcutis an, die nicht mehr zur Haut gezählt wird. Es besteht jedoch ein enger Kontakt zu tieferliegenden Schichten wie Muskeln und Knochen, mit denen ein enger funktioneller Zusammenhang besteht. Zusätzlich kann Baufett (Fußsohle) oder Depotfett (Bauch) angelagert sein.
Abschließend noch ein kurzer Hinweis auf den nervösen Apparat, der als Reflexmechanismus in der vorliegenden Therapie genutzt wird: Die Meißnerschen Körperchen (Corpuscula tactus) fungieren als Tast- und Druckrezeptoren. Eine dendritische, unipolare Nervenzelle versorgt mehrere Körperchen. Sogenannte Vater-Pacini-Körperchen, im Unterhautfettgewebe gelegen, auch als Lamellenkörper bezeichnet (Corpuscula lamellosa), reagieren auf Druck. Einige Autoren diskutieren eine Beteiligung an der Blutdruckregulierung, was indirekt auch für die vorliegende Therapiemethode interessant sein könnte.
Die Gefäßversorgung der Haut wird über ein Gefäßnetz zwischen Corium und Subcutis geregelt, ein weiteres, engeres Gefäßnetz liegt subpapillär. Wenige Gefäße liegen im Stratum reticulare.