6.3 Das Baunscheidtöl als Cutivaccine
Nach Kenntnis der physiologischen Abläufe innerhalb der Grundsubstanz wird dem hier verwendeten Kräuteröl eine ganz besondere Bedeutung beigemessen. Das Baunscheidtöl wird als eine "Phyto-Cutivaccine" auf die bereits vorbehandelte, gestichelte Haut aufgetragen und erfüllt dabei mehrere Aufgaben: Cutivaccine sind seit mehreren Jahrhunderten in der medizinischen Anwendung. Zur Anwendung kommen Bakterienlysate, Polypeptide u. a. mit dem therapeutischen Ziel, eine lokale oder generalisierte Immunreaktion auszulösen.
Als Additivum kann zusätzlich eine Skarifikation der Hautoberfläche beobachtet werden. Das Baunscheidtöl — oder besser die pflanzlichen Inhaltsstoffe — lösen nach dem Auftragen heftige Hautreaktionen aus.
Interstitielle Stoffwechselsteigerungen, gemessen an der Hauttemperatur, werden als erstes Zeichen der beginnenden Umstimmungsreaktion interpretiert. Der bereits durch die Nadelung gesetzte Makrophagenreiz wird nachhaltig durch das Öl gesteigert, was sichtbar anhand der Eruptionen und des Anstiegs der Makrophagenzahl pro cm2 im Gewebe ist.
Über eine Art "Erstverschlimmerung" werden bradytrophe — inerte — Phasen im Ablauf eines chronisch entzündlichen Geschehens in einen aktiven, hochentzündlichen Prozeß überführt.
Lokale Mechanismen der Grundregulation, unterstützt im erweiterten Sinne durch Zytokine, starten eine aktive Heilphase.
Die resultierende Quaddel, als lokales Reizödem, oder eine nachfolgende Eruption ist ein sichtbares Zeichen einer erfolgten Immunreaktion innerhalb des behandelten Dermatoms.
Eine moderne Immunstimulation des gesamten Organismus sollte diskutiert werden. Symptomatisch resultiert daraus ein deutliches subjektives Wohlbefinden. Pharmakologische Faktoren werden im Kapitel Material und Methoden besprochen.