Die Baunscheidtmethode

4.3 Vegetative Reaktionen

Das Vegetativum ist in alle Reaktionsformen des Schmerzes sowie in alle entzündlichen Reaktionen mit eingebunden.

Diese Tatsache ist anatomisch folgendermaßen belegt: Sympathische Fasern im R. dorsalis des Spinalnervs leiten Reize zum segmentalen Bindegewebe weiter. Diese Gewebeveränderungen können palpatorisch nachgewiesen werden und geben wertvolle segmentdiagnostische Hinweise.

Ausgangspunkt für viele nozizeptive Signale ist die sympathische Säule des Hinterhorns von C6 bis L. Über das Vorderhorn verlassen sympathische Efferenzen neben markhaltigen präganglionären Fasern das Rückenmark und ziehen als Rami communicantes zu den Grenzstrangganglien. Hier erfolgt die Umschaltung, und der Faserverlauf zieht als Rami communicantes albi wieder zurück zum Spinalnerv. Eine weitere Variante verläuft mit den peripheren Nerven zu anderen Erfolgsorganen oder erreicht über die Adventitia der Gefäße die Peripherie.

Als Untersuchungsparameter können wir Durchblutung, Kapillarfiltration sowie Quellungs- und Kolloidalzustand als vegetative Antwort (z. B. auf Schmerzreaktion) messen. Dabei unterscheiden wir drei Phasen:

Phase 1: Der aktive Sympathicus verändert im betroffenen Dermatom die Durchblutung und induziert eine Verquellung des Bindegewebes. (Afferenzen: C-Fasern — efferente sympathische Signale.)

Phase 2: Durch die sympathische Nozifeaktion werden Substanzen freigesetzt, die z.T. analgetisch wirken, aber auch Neurotransmitter, die einen Erregerstimulus und eine Herabsetzung der Schmerzschwelle begünstigen.

Phase 3: Regelkreisentgleisung mit segmental überschreitender Ausbreitung und dramatischer Schmerzbegleitreaktion.


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